28.03.2023

Stellungnahme des Fachverbandes der Gewürzindustrie zu Verfälschungen in Gewürzen

Aktuell mehren sich Presseberichte über unzulässige Verfälschungen bei Gewürzen, die medial genutzt werden, um eine ganze Branche der Lebensmittelindustrie zu verurteilen. Aktuelles Beispiel ist ein plan b-Beitrag des ZDF vom 9. März 2023 („Gut gewürzt – Ingwer, Paprika und rotes Gold“). Mit viel Polemik wird schon auf der Webseite des Senders undifferenziert die gesamte Gewürzbranche diskreditiert (Zitat: „Gepanscht und gestreckt: Die fiesen Tricks der Gewürzbranche“). Referenz für die Behauptungen in diesen Berichten ist häufig der EU-Kontrollplan für Gewürze. Gerade Journalisten sollten die vorgestellten Ergebnisse jedoch ausführlich analysieren und differenziert betrachten und nicht die offenbar nur oberflächlich gelesenen Aussagen verdreht wiedergeben.

Kurz zur Studie: Die EU hat im Jahr 2021 eine Studie durchgeführt und dabei aus der Vielzahl an Gewürzen insgesamt sechs Gewürze europaweit untersucht. Die sechs Gewürze wurden mit unterschiedlichen Methoden auf Verunreinigungen oder auf die Verwendung von Farbstoffen geprüft. Insgesamt wurden 1.885 Proben genommen – 323 Proben wurden als „verdächtig“ eingestuft; wesentlich weniger als von der Kommission erwartet.

Wir möchten hier kurz klarstellen:
1. Verdächtig im Sinne der Studie ist eine Probe bereits dann, wenn sie Teile anderer Pflanzen enthält. Bei Naturprodukten wie Gewürzen kann es immer zu einem Fremdbesatz mit Teilen anderer Pflanzen kommen, ohne dass dies bedeutet, dass irgendetwas „manipuliert“ wurde. „Verdächtig“ heißt nicht, dass automatisch eine Verfälschung vorliegt oder von einem wirtschaftlich motivierten Zusatz ausgegangen werden kann.

2. Ein besonderer Blick ist auf die Test-Methoden zu werfen, die während der Studie zur Anwendung gekommen sind. Die Kommission weist selbst darauf hin, dass die Ergebnisse des Kontrollplans nicht quantitativ betrachtet werden können.* Das heißt: Die gefundenen Ergebnisse sagen nichts darüber aus, bei wie vielen der als verdächtig eingestuften Fälle eine Fälschung vorliegt. Die DNA-Menge korreliert nicht mit der Gewichtsmenge einer Pflanze in einer Mischung, so dass die angegebenen Prozentsätze der gelesenen DNA-Sequenzen nicht die Gewichtsprozente wiedergeben. Solche verzerrten Ergebnisse können Verbraucherinnen und Verbraucher in die Irre führen. Zudem sind die angewandten Methoden, Next Generation Sequenzing (NGS) und Polymerase Chain Reaction realtime (PCRrt), nicht zur Quantifizierung von Verfälschungen geeignet. Es handelt sich lediglich um ein sekundäres Instrument zur Bestätigung und Identifizierung von exogenen DNA-haltigen Pflanzen (vgl. Schütze/Flügge, DLR 2022, S. 490 ff.).

3. Die bei der NGS-Analyse angegebenen Prozentsätze der Bestandteile sind Prozentsätze der gelesenen DNA-Sequenzen, die stark von folgenden Faktoren abhängen
- der Menge der in der Pflanze enthaltenen DNA;
- der DNA-Rückgewinnungsrate des Extraktionsschritts für die betreffende Pflanze.
Es kommt vor, dass Gewürze schwierige Grundsubstanzen sind, die manchmal nur geringe Mengen an DNA enthalten und zudem schwer zu extrahieren sind (Zimt/Cassia, schwarzer Pfeffer, usw.).
Folglich kann der Anteil anderer natürlicher pflanzlicher Fremdstoffe, sofern vorhanden, erhöht sein und somit künstlich überschätzt werden.
Folglich kann die NGS-Authentifizierung von Kräutern und Gewürzen, die hier angewendet wurde, zu einer unglücklichen Verwechslung zwischen Verfälschung und natürlichem Vorhandensein von Fremdstoffen führen.

4. NGS sollte weder als direktes Instrument zur Authentifizierung von Kräutern und Gewürzen noch deren Nachweis als Bestandteil von Mischungen verwendet werden.

Es ist für den Fachverband der Gewürzindustrie unverständlich, warum einige Medienvertreter in reißerischer und völlig überzogener Weise die Ergebnisse als mutwillige „fiese Tricks einer Branche“ darstellen. Dies ist schlicht unzutreffend. Die deutschen Gewürzhersteller sind sich bewusst, dass Gewürze und Küchenkräuter Naturprodukte sind, die als Rohstoff aus den Anbauländern den Weg nach Europa finden. Diese Rohstoffe gilt es, nach strengen Qualitätsmaßstäben und mit modernster Technologie für Verbraucherinnen und Verbraucher aufzubereiten. Die gesamte Branche unter Generalverdacht zu stellen, ist aus unserer Sicht keine angemessene und objektive journalistische Berichterstattung.

*(Zitat: […] Wherever required the amount of non-declared plant species identified by NGS was based on the number of genome copies and not as weight-weight percentage and should, therefore, be regarded as semi-quantitative. […])