06.11.2025
Mehr als 800 Führungskräfte aus der Industrie, Gesundheitsexperten und Wissenschaftler vereinen sich gegen ein Verbot von ethanolbasierten Produkten, die für die öffentliche Gesundheit unerlässlich sind
Breite Koalition von Unterzeichnern warnt EU- und nationale Entscheidungsträger, dass eine Neuklassifizierung von Ethanol in Biozidprodukten Europas Gesundheitssicherheit, Lebensmittelsicherheit und wirtschaftliche Stabilität gefährden würde.
842 Unternehmen, Organisationen, Verbände und Einzelpersonen – aus über 20 Branchen, darunter Gesundheitswesen, Lebensmittel- und Getränkeindustrie, Pharma, Transport, Landwirtschaft, Kosmetik und Energie – haben sich heute zusammengeschlossen, um die EU und die Mitgliedstaaten zum dringenden Handeln aufzurufen und ein faktisches Verbot ethanolbasierter Biozidprodukte zu verhindern.
Die gemeinsame Erklärung finden Sie hier
Koordiniert wird die Initiative von A.I.S.E., dem europäischen Verband der Hersteller von Wasch-, Reinigungs- und Pflegeprodukten. Die Unterzeichner vertreten alle 27 EU-Mitgliedstaaten und darüber hinaus – ein klares Zeichen für die europaweite Besorgnis und die branchenübergreifende Bedeutung dieser Entscheidung.
Industrie und Wissenschaft warnen gemeinsam
„Eine Neuklassifizierung von Ethanol in Biozidprodukten wäre verheerend für die öffentliche Gesundheit in Europa“, sagte Florian Vernay, Präsident von A.I.S.E. „Ethanolbasierte Desinfektionsmittel, Händedesinfektionsmittel und andere Produkte sind nachweislich sicher und wirksam – und werden täglich von Millionen Europäern verwendet. Entscheidungen über ihre Zukunft müssen auf realen Anwendungsdaten beruhen, nicht auf Daten über den Missbrauch alkoholischer Getränke.“
„Die europäischen Behörden müssen den Zugang zu Ethanol schützen; ein faktisches Verbot hätte katastrophale Folgen für die öffentliche Gesundheit“, sagte Alexandra Peters, Präsidentin von Clean Hospitals. „Ethanolbasierte Handdesinfektionsmittel und Desinfektionsmittel werden seit Jahrzehnten sicher verwendet. Sollte es erneut zu einer Pandemie kommen, wird die lokale Notproduktion von Alkohol für das Gesundheitswesen ausschließlich auf Ethanol basieren, da es leicht aus allgemein verfügbaren Rohstoffen hergestellt werden kann. Wenn wir in einer Gesundheitskrise ohne verfügbares Ethanol dastehen, werden viele zusätzliche Menschenleben verloren gehen.“
„Alkoholbasierte Händedesinfektionsmittel sind ein grundlegender, sicherer und unersetzlicher Bestandteil der Handhygiene in Krankenhäusern – dem wichtigsten Faktor der Infektionsprävention“, sagte Professor Didier Pittet, ehemaliger Direktor des WHO-Kooperationszentrums für Patientensicherheit und Direktor des Infektionskontrollprogramms der Universitätskliniken Genf. „Wenn medizinisches Personal in Europa den Zugang zu ethanolbasierten Lösungen verliert, wären die Folgen katastrophal: mehr Krankheiten und mehr Todesfälle. Das muss unbedingt verhindert werden.“
„Ethanolbasierte Desinfektionsmittel sind entscheidend für die Lebensmittelsicherheit in Europa. Tagtäglich sind Produzenten in der gesamten EU auf Ethanol angewiesen, um Geräte, Behälter, Utensilien und Oberflächen zu desinfizieren – zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher und zur Vermeidung von Kontaminationen“, sagte Dirk Jacobs, Generaldirektor von FoodDrinkEurope. „Tragfähige Alternativen, die dasselbe Maß an Sicherheit, Wirksamkeit und rückstandsfreier Leistung bieten, existieren schlicht nicht.“
Ethanol: ein Eckpfeiler für öffentliche Gesundheit und Sicherheit
Ethanol ist der wesentliche Bestandteil von Händedesinfektionsmitteln, Flächendesinfektionsmitteln, Antiseptika und vielen anderen Biozidprodukten, die uns alle schützen. Es ist für die öffentliche Gesundheit, den wirtschaftlichen Wohlstand und die industrielle Resilienz in der EU unverzichtbar. Keine alternative Substanz erreicht seine nachgewiesene Wirksamkeit, Sicherheit und Verfügbarkeit.
Gefahr einer Fehlklassifizierung
Der Ausschuss für Biozidprodukte der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) erwägt derzeit, auf seiner Sitzung am 26. November 2025 eine EU-weite Neuklassifizierung von Ethanol in Biozidprodukten als CMR-Stoff der Kategorie 1A (krebserzeugend und fortpflanzungsgefährdend) zu empfehlen – und zwar auf Grundlage von Daten, die ausschließlich den oralen Missbrauch und den übermäßigen Konsum alkoholischer Getränke betrachten, nicht jedoch die Verwendung ethanolbasierter Biozidprodukte, die sicher ist.
Ein solcher Schritt würde der etablierten Leitlinie und den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie dem Rat der Europäischen Kommission, des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und internationaler Partner, darunter in den Vereinigten Staaten, widersprechen.
Sollte diese Neuklassifizierung umgesetzt werden, würden ethanolbasierte Produkte in der Praxis aus der öffentlichen Nutzung entfernt und ihre Verfügbarkeit in professionellen Umgebungen im Rahmen der EU-Biozidprodukte-Verordnung (BPR) stark eingeschränkt. Ausnahmen nach der BPR sind keine Lösung, da es keine Möglichkeit einer Zulassung für die öffentliche Nutzung gibt; Ausnahmen für die berufliche Nutzung wären zeitlich befristet und würden nur von einzelnen EU-Mitgliedstaaten nach einem komplexen Risikobewertungsprozess im Einzelfall gewährt. Dieses Zulassungsverfahren für berufliche Zwecke würde – neben der Verringerung der Verfügbarkeit lebensrettender Produkte – genau denjenigen, die es am wenigsten tragen können, eine erhebliche bürokratische Last auferlegen, etwa Krankenhäusern oder sogar einzelnen Abteilungen, Supermärkten, landwirtschaftlichen Betrieben, medizinischen Laboren, Restaurants und Verkehrsnetzen. Dies steht in direktem Widerspruch zum Engagement der Europäischen Kommission, Regulierung zu vereinfachen, Bürokratie abzubauen und europäische Unternehmen und Bürgerinnen und Bürger besser zu unterstützen.
A.I.S.E. und die Unterzeichner bleiben offen für einen Dialog mit den EU- und nationalen Behörden, um die weitere Verwendung von Ethanol – einer sicheren, unverzichtbaren und lebensrettenden Substanz – zu gewährleisten.
Machen Sie mit: #HandsUpForEthanol
Pressemitteilung zum Download:
Press release_Hands up for Ethanol